Das ver.di Jugendteam in NRW geht mit wichtigem Beispiel voran

Der Aufbau von Jugendaktivenstrukturen in den Kommunalverwaltungen in NRW

Im Herbst 2021 hat sich das Jugendteam auf einer Klausurtagung dazu entschieden, ein gemeinsames Erschließungsprojekt in den Kommunalverwaltungen in NRW durchzuführen. In den gewerkschaftlichen Strukturen in den Städten und Kreisen existiert ein hoher Altersdurchschnitt, es gibt wenig Nachwuchs und auch die Aktivität in den Tarifrunden, ist in den letzten Jahren immer weniger geworden. Gleichzeitig gibt es Vieles, das die Ausbildungsqualität mindert, weshalb es Stadtverwaltungsübergreifend Unzufriedenheit bei den Nachwuchskräften gibt. Ziel des Projektes ist es, repräsentative Jugendaktivenstrukturen in den Kommunalverwaltungen in NRW (kurz JAS NRW) aufzubauen, um den Nachwuchskräften die Möglichkeit zu geben, ihre Ausbildungsbedingungen zu verbessern.

Was an dem Erschließungsprojekt JAS NRW so besonders ist? Wir fokussieren uns besonders auf den Aufbau von Gewerkschaftsstrukturen und reduzieren unsere Arbeit nicht allein auf die Betreuung der bestehenden JAV-Strukturen.

Zum anderen ist das Projekt so aufgebaut, dass das Jugendteam eine Art Modulausbildung durchläuft. Während der praktischen Umsetzung in ihren Schwerpunktdienststellen wird es durch die Werkstatt Erschließung beraten und begleitet. Dafür findet zuerst eine Qualifizierung zur bevorstehenden Erschließungsphase statt, aus der die Jugendsekretär*innen mit ihrem neuen Wissen in die Umsetzung der jeweiligen Phasen gehen:

  1. Sondierung • 2. Aufbau • 3. Stärketest & Mobilisierung • 4. Nachhaltigkeit

Es ist also keine punktuelle Unterstützung, sondern eine Begleitung während des gesamten Erschließungsprozesses. Dabei kommt es zu einer gemeinsamen Weiterentwicklung des ganzen Teams, wodurch ein regelmäßiger Austausch und die gegenseitige Unterstützung untereinander möglich werden.

Selbstverständlich ist es ein Lernprojekt für die Jugendsekretär*innen, aber wir wollen natürlich auch Veränderungen mit und bei den Azubis erreichen. Aktuell befinden sich alle acht Schwerpunkte in der Aufbau-phase, wovon in vier Dienststellen regelmäßige Aktiventreffen stattfinden.

An dieser Stelle möchten wir euch persönliche Stimmen aus dem Jugendteam nicht vorenthalten:

„Ich bin davon überzeugt, dass wir gewerkschaftliche Antworten auf unsere aktuelle Situation in der Organisation brauchen. Junge Kolleg*innen müssen die Chance bekommen, sich zusammenzu-schließen und gemeinsam auch in den Zeiten zwischen den Tarifrunden – an ihren Themen zu arbeiten. Dafür ist der Aufbau von Jugendaktiven-strukturen notwendig. Da das zum Teil auch neue Formen in der gewerkschaftlichen Jugendarbeit sind, ist es das Ziel, dies gemeinsam in einer Branche zu lernen. Hierdurch wird verbindliche Zusammenarbeit gelebt und spürbar gemacht.“ Lukas Frew, Landesjugendsekretär

„Die Idee, ein gemeinsames Anspracheprojekt im Jugendteam zu starten, fand ich spannend, da es sowas in der Zeit, seitdem ich Jugendsekretär bin, nicht gegeben hat. Bisher war mein größter persönlicher Prozess sicherlich, mich von den eigenen Gewohnheiten und Schranken zu lösen. Durch das gemeinsame Projekt im Jugendteam und mit Unterstützung der Werkstatt Erschließung habe ich meine Ansprache an Beschäftigte und meine Haltung verändert. Es ist absolut notwendig, feste zeitliche Prioritäten zu setzen und Zeiten für Erschließungsarbeit zu blocken. Diese freien Ressourcen existieren im Arbeitsalltag faktisch nicht, so dass dadurch andere Themen verkürzt oder ganz gestrichen werden müssen.“ Michael Hortig, Jugendsekretär Mittleres Ruhrgebiet.

„Das Führen der 1:1-Gespäche macht mir bisher am meisten Spaß. Mit den unterschiedlichsten Auszubildenden in Kontakt zu kommen und herauszufinden was sie in ihrem Arbeitsalltag bewegt und wo sie etwas verändern wollen. Es ist total spannend zu sehen, wie wertschätzend die Gespräche aufgenommen werden und wie dankbar die Auszubildenden sind, wenn sie nach ihren Belangen gefragt werden und sie von ihnen erzählen können. Was mir hilft, sind die gezielten Schulungen und das Bereitstellen von Vorlagen und Tools, dadurch fühle ich mich sicherer in der Erschließungsarbeit und in dem Projekt bestärkt. Ich nehme vom Knowhow des Teams der Werkstatt sehr viel mit und habe schon viel dazu gelernt.“ Tashina Will, Trainee Jugend Mittleres Ruhrgebiet.

„Ich muss ehrlich sagen, dass ich wirklich Respekt vor dieser Herausforderung hatte. Erschließungsarbeit ist halt nochmal ein ganz anderer Arbeitsansatz, als mein bisheriger. Was mir erst im Projekt wirklich bewusst wurde, war die Notwendigkeit des neuen Ansatzes. Wir haben ja zu Beginn des Projekts viel darüber gesprochen, warum wir unsere Arbeit umstrukturieren müssen und Erschließung ein elementarer Bestandteil dieser werden muss. Ich muss sagen, dass genau das einer meiner größten Aha-Momente war. Ich musste ja bereits einen Exit in meinem ersten Betrieb machen. Das war definitiv ein Lernprozess. Es muss nicht immer alles glatt laufen, um für sich selber etwas mitzunehmen! Jetzt habe ich mich für einen neuen Betrieb entschieden und kann alles, was ich aus dem ersten Betrieb gelernt habe, anwenden. Mein Fazit ist: Je öfter man es macht desto mehr wird es „Normalität“. Ich glaube wir müssen uns einfach bewusster werden, wie wichtig Erschließungsarbeit für die Zukunft unserer Gewerkschaft ist.“ Tabea Schumann, Jugendsekretärin Westfalen.

Eins ist klar! Nach diesem Projekt hat das Jugendteam das nötige Wissen und viel Erfahrung gesammelt, um zukünftig individuelle Erschließungsprozesse zu planen und anzustoßen.