Das ver.di Jugendteam in NRW zeichnet den Weg!

Auch im Jugendbereich heißt Stärke, betriebliche Gewerkschaftsstrukturen aufzubauen

Erinnert ihr euch noch an unseren Blogbeitrag vom 24.11.22 zum Aufbau von gewerkschaftlichen Strukturen in Kommunalverwaltungen im Bereich der Azubis? hier könnt ihr ihn finden

Das Jugendteam hat das Projekt nun abgeschlossen und ausgewertet. Das Fazit daraus möchten wir euch nicht vorenthalten.

Doch lasst uns zuerst noch einmal zurückblicken: warum ist es überhaupt notwendig, neben Interessenvertretungen, wie z.B. Jugend- und Auszubildendenvertretungen, erweiterte gewerkschaftliche Strukturen im Betrieb zu entwickeln? Die Notwendigkeit wird deutlich, wenn Interessenvertretungen in Verhandlungen mit dem Arbeitgeber über Betriebs- und Dienstvereinbarungen treten und an einem Punkt festhängen. Spätestens jetzt brauchen sie die Rückendeckung ihrer Kolleg*innen. Darüber hinaus gibt es natürlich auch Themen, die eine Interessenvertretung gar nicht mit dem Arbeitgeber verhandeln kann, wie z.B. das Gehalt. Das Problem ist, dass es solche Strukturen – vor allem bei den Azubis und jungen Kolleg*innen – in den Kommunalverwaltungen kaum gibt.

Was wir bedenken müssen ist, dass die Entwicklung von gewerkschaftlichen Aktivenstrukturen im Betrieb jahrelang nicht im Fokus stand. Das bedeutet, dass zunächst ein Haltungswechsel und ein anderer Arbeitsansatz bei den hauptamtlichen ver.di – Kolleg*innen ansteht.

Diese Notwendigkeit hat das Jugendteam NRW erkannt und hat sich dazu entschlossen, zum ersten Mal ein gemeinsames, landesweites Erschließungsprojekt umzusetzen.

Das Projekt war vor allem als Lernprojekt zu sehen. Mit diesem Modell hat das Jugendteam NRW als erstes Jugendteam bundesweit einen ehrgeizigen Versuch gestartet, ein landesweites Jugenderschließungsprojekt durchzuführen. Was ein Glück für die Organisation, dass jemand den ersten Schritt dieser Reise gewagt hat! J

Während der Begleitung des Projektes durch die Werkstatt Erschließung hat uns besonders die Haltungsentwicklung der Jugendsekretär*innen beeindruckt. Sie haben eine Klarheit über die Rolle der Aktiven im Betrieb und über ihren Auftrag als Hauptamtliche in einem Erschließungsprozess gewonnen. Sie haben sich in einem neuen Arbeitsansatz ausprobiert und mussten lernen, ungewöhnlich verbindlich zu arbeiten.

So haben sie es geschafft, insgesamt 38 neue Aktive in NRW zu entwickeln. Das ursprüngliche Ziel von 200 Neumitgliedern, welches sich die Jugendsekretär*innen zu Beginn steckten, stellte aus ihrer Sicht eine deutliche Steigerung der Mitgliederentwicklung dar. Mit insgesamt 350 Neumitgliedern, wurde dieses Ziel nun übertroffen. Fraglos ist, dass ein großer Teil der Neumitglieder aus der Energie der Tarifrunde öffentlicher Dienst entstanden ist, aber unserer Erfahrung nach, hat die Vorarbeit der Jugendsekretär*innen in den Dienststellen zu mehr Handlungsfähigkeit geführt.

Die Jugendsekretär*innen wurden in Organizing-Methoden und Strategien geschult und haben sich nun vorgenommen, auch im Herbst wieder mit diesem Wissen – und Erfahrungsschatz in ein individuelles Erschließungsprojekt einzusteigen. Damit sie hier besonders effektiv sein können, gibt es Erkenntnisse aus dem JAS NRW Projekt, welche sie nutzen wollen:

  • Die Strategie muss zum Betrieb passen und wenn nötig rechtzeitig angepasst werden
  • Wir müssen das Geschehen im Blick haben und mit Einbinden: Tarifrunden, Interessenvertretungswahlen, politische Wahlen, usw.
  • Es ist wichtig, sich Kriterien und genug Zeit zu nehmen, um die richtige Auswahl des Schwerpunktbetriebs treffen zu können
  • Jugend- bzw. Fachbereichssekretär*innen müssen darauf vorbereitet werden, wie sie zu Beginn ihres Projektes mit Interessenvertretungen und betrieblichen Akteur*innen  (wie z.B. Vertrauensleute) umgehen
  • In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich wäre ein Projekt wesentlich einfacher, weil die Personal- und Betriebsratsgremien, sowie Vertrauensleute mit involviert werden könnten
  • Es braucht unbedingt den Rückhalt und die Aufgabenkritik der Führung, denn sonst ist eine Arbeitsplanung nicht möglich und die geblockte Zeit kaum umzusetzen

Wenn ihr euch intensiver über das Projekt austauschen/informieren wollt, dann könnt ihr gerne Kontakt zu

Lukas Frew, Landesjugendsekretär ver.di NRW, oder zu uns aufnehmen.