„Ein TSP-Monteur müsste 143 Jahre arbeiten, um das selbe Geld wie der Vorstandsvorsitzende der LEG zu verdienen.“

Interview mit Benedikt Frank – Fachbereich Besondere Dienstleistungen, Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen

Kannst du kurz zusammenfassen, was bisher passiert ist? Das, was der Fachbereich Besondere Dienstleistungen bei der TSP macht, ist alles in einem – BR-Gründung, Aufbau gewerkschaftlicher Strukturen, Tarifbewegung, Druckkampagne…

Die Technik Service Plus (TSP) gibt es seit Ende 2016. Sie ist die Handwerkergesellschaft des Wohnungsunternehmens LEG, die auch zu 49% der B&O-Gruppe gehört. Alles hat 2017 mit einer BR-Gründung angefangen. Damals waren viele Kolleg*innen der Meinung, dass es perspektivisch einen Tarifvertrag geben muss. Wir haben nach der BR-Gründung angefangen, an vier Standorten Aktivengruppen zu bilden. Seitdem haben wir die Aktivitäten hochgefahren. Unter anderem haben wir eine Befragung der Beschäftigten gemacht. Das Ergebnis war eindeutig. Es soll einen Tarifvertrag geben. Entscheidend dabei war, dass wir an jedem Standort eine*n Standortverantwortliche*n benannt haben, der*die vor allem die Kommunikation, aber auch die Mitgliederwerbung vorangetrieben hat.

Jetzt seid ihr mitten in einer Streikbewegung. Wie läuft es?

Bisher verweigert der Arbeitgeber die Tarifverhandlungen und verteilt Bonbons an die Kolleg*innen. Es geht dabei eher um das Zuckerbrot, als um die Peitsche. Das kennen wir auch von anderen Arbeitgebern in der Wohnungswirtschaft. Die machen es uns nicht leicht. In den plötzlich systematisch geführten Mitarbeitergesprächen werden Andeutungen gemacht, dass es neue „Gehaltscluster“ geben wird, um den Gewerkschaftsaktiven den Wind aus den Segeln zu nehmen. Manche Kolleg*innen werden auch subtil unter Druck gesetzt.

Und wie geht ihr dagegen vor?

Die Anzahl der streikenden ver.di-Mitglieder ist relativ stabil geblieben. Also entwickeln wir weitere Maßnahmen, wie Patenschaften, Unterstützung kritischer Aktionär*innen, Aktionen bei der Hauptzentrale, weitere Öffentlichkeitsarbeit, usw., um den Arbeitgeber unter Druck zu setzen. Gleichzeitig arbeiten wir mittlerweile sehr eng mit dem Mieterschutzverbund und weiteren Mieter*innen, und deren Initiativen zusammen. Die helfen uns zum Beispiel dabei, LEG-Mieter*innen in ganz Deutschland darüber zu informieren, was die LEG macht.

Ihr habt quasi von null angefangen und inzwischen eine aktive ver.di-Basis aufgebaut. Was würdest du deinen Kolleg*innen raten, die in einem „weißer Fleck-Betrieb“ etwas bewegen möchten?

Wir müssen zuerst die Menschen herausfiltern, die bereit sind in Verantwortung zu gehen, in Kommunikation mit ihren Kolleginnen und Kollegen zu kommen und die in der Lage sind weitere Beschäftigte zu aktivieren. Zu diesen Aktiven brauchen wir einen engen Kontakt, um ihnen dabei zu helfen, Verantwortung zu übernehmen. Das geht nicht, sie allein mit einer guten Botschaft zu motivieren. Das Ganze muss aus ihrem Herzen kommen.

Und wir müssen die Beschäftigten gut agitieren können, das heißt, den Punkt finden, worüber sie wütend sind. Wir müssen das für die Kolleginnen und Kollegen plastisch sichtbar machen.

Ein Beispiel: Der LEG-Vorstandvorsitzende hat seine Maximalvergütung von 2,8 auf 4,2 Millionen Euro erhöht. Wir haben ausgerechnet, dass seine „Gehaltserhöhung“ ein Drittel mehr betragen hat, als die gesamten Gehaltsforderungen der Kolleginnen und Kolleginnen der TSP kosten würden. Ein TSP-Monteur müsste 143 Jahre arbeiten, um das selbe Geld wie der Vorstandsvorsitzende der LEG zu verdienen.