Mit Pauken und Trompeten

Honorarkräfte an Musikschulen in Nordrhein-Westfalen schließen sich zusammen!

Im Jahr 2021 wurden sage und schreibe 3.434 Honorarverträge an mindestens 161 kommunalen Musikschulen gezählt. Doch hier gibt’s den Haken: Diese fleißigen Musiker*innen verdienen bis zu 50% weniger als ihre festangestellten Kolleg*innen. Kündigungsschutz? Fehlanzeige! Lohnfortzahlung im Krankheitsfall? Fehlanzeige! Und von Ferienbezahlung wollen wir gar nicht erst anfangen.

Die Bühne gehört aber nicht nur der Tristesse, sondern auch dem Wandel. Als dann der erste Lockdown 2020 die Bühne betrat, traf er die Honorarkräfte genauso unvorbereitet wie den falschen Akkord in einem Live-Konzert. Das Einkommen? Plötzlich futsch.

Da wurde als erstes in Bonn beschlossen, den Takt zu ändern und die Honorarkräfte nahmen es systematisch in die Hand, ihre Arbeitsbedingungen zu tunen. Die Idee entstand in dieser herausfordernden Zeit und wurde von den Erfolgen in Köln im Jahr 2019 beflügelt. Dort hatten die ver.di Kolleg*innen höhere Honorare und mehr Festanstellungen erreicht – und das bei der Politik! Diese Erfolgsgeschichte ermutigt bis heute auch die Honorarkräfte an anderen Musikschulen (Bonn, Leverkusen, Dortmund), es wieder zu versuchen.

Also ran an die Sache: Mit geschickter Ansprache und einer guten Portion Hoffnung haben sie Strukturen ins Rollen gebracht. Schaut mal nach Bonn – da haben die Aktiven auch an der Musikschule gezeigt, dass bei diesem Weg richtig Musik drin ist. Die Kolleg*innen haben sich systematisch vorbereitet, qualifiziert, mobilisiert, mit Befragungen und Unterschriftensammlungen bei ihren Kolleg*innen.

Diejenigen, die mit Erfolg vor ihren Schüler*innen standen, sind nun dabei, anderen den Beat beizubringen. Diese Welle der Motivation schwappt auf andere Musikschulen über. Guckt mal, da tut sich gerade wieder ein neuer Aktivenkreis in NRW zusammen.

Die Aktiven treffen sich auch heute noch regelmäßig zum Gedankenaustausch. So ist aus der lokalen Initiative ein aktives Engagement im ganzen Land NRW geworden. Aktionen vor den Kommunalwahlen 2020 oder eine Kampagne für ein Kulturgesetzbuch in NRW haben da den richtigen Ton getroffen. Hier stehen nun bessere gesetzliche Regelungen für die Honorarkräfte im Rampenlicht. Und wisst ihr, wer diese coole Truppe begleitet und unterstützt hat? Die ver.di-Sekretär*innen für Kunst und Kultur in NRW! Sie haben den Aufbau von Macht gemeinsam mit den prekär Beschäftigten strategisch vorangetrieben und in ihre Arbeitspläne integriert. Wenn das nicht ein Paradebeispiel dafür ist, wie Erschließung in der Regelarbeit den Rhythmus vorgibt, dann weiß ich auch nicht. Großes Kino!