Unsere Vision für 2024: Gemeinsam eine Liga aufsteigen!

Es scheint inzwischen zur Normalität geworden zu sein; auch das Jahr 2023 war voller Dramatik. Es war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Wir setzten uns auf verschiedenste Art und Weisen weiter mit den Folgen der Pandemie auseinander. Konflikte in der Ukraine und in Israel haben tiefe Spaltungen offenbart, auch in Deutschland. Unsere Welt zeigt sich anfälliger denn je für Krisen – und während die meisten darunter leiden, profitieren die Reichen von ihnen. In Deutschland hat sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vertieft, eine Entwicklung, die handfeste Auswirkungen auf Millionen Menschen hat, die mit steigenden Lebenskosten ringen. Dies befeuert Spannungen: Unsicherheit, Frustration, Rassismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit, die wiederum dem Aufstieg der AfD Auftrieb leisten. Und dazu kommt die Digitalisierung, die alles durcheinanderbringt, immer und immer wieder. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass Gewerkschaften in Deutschland sich nicht nur als Arbeitnehmer*innenvertretungen, sondern als soziale Bewegungen begreifen und entsprechend agieren. Wir müssen aufklären, organisieren, kämpfen und gewinnen.

„Deshalb ist es wichtiger denn je, dass Gewerkschaften in Deutschland sich nicht nur als Arbeitnehmer*innenvertretungen, sondern als soziale Bewegungen begreifen und entsprechend agieren.“

Die Gefahren sind klar, aber auch die Chancen, eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Transformiert haben wir unsere Gewerkschaftsarbeit noch nicht ganz, aber die Ergebnisse der Bemühungen der letzten Jahre, dies zu tun, waren im Jahr 2023 sichtbarer als je zuvor. Wir haben eine historische Mobilisierung in mehreren Branchen hinbekommen – wie im öffentlichen Dienst, im Handel, im Nahverkehr und bei der Post – wo Instrumente des Organizings mehr als je angewendet wurden. Wir haben uns nicht nur auf Papier mit Fridays for Future solidarisiert, sondern wir haben gemeinsam gehandelt. Die Umstellung unserer ehren- und hauptamtlichen Arbeit schreitet bei ver.di voran. Das ist auch gut so, denn wir wollen eben mehr als ein Mitgliederplus; wir wollen im Kern der Diskussion stehen und die Richtung weisen, wie unsere Gesellschaft zu verändern ist.

Die Wahrheit ist längst bei uns angekommen, dass das alles nicht zum kleinen Teil von unserer Organisationstärke abhängt. Mit diesem Hintergrund ist in der Werkstatt Erschließung die Haltung für 2024, dass wir auf diese positiven Entwicklungen weiter aufbauen, damit wir besser ausgerüstet für die Herausforderungen sind, die noch auf uns zukommen. Wir wollen im Jahr 2024, was das Niveau unserer Kollektivarbeit angeht, gemeinsam eine Liga aufsteigen!

„Die Wahrheit ist längst bei uns angekommen, dass das alles nicht zum kleinen Teil von unserer Organisationstärke abhängt.“

Jetzt ganz konkret, wie der Aufstieg bei unserer Erschließungsarbeit uns besser gelingt, aus Sicht des Organizingteams: Der Aufstieg bedeutet praktisch für uns, dass wir beispielweise bei unserem Mapping immer mehr Arbeitsplatz- bzw. Teamkarten anwenden (Namenlisten, mit denen Aktiven genau verantworten, wer was tut) zusätzlich zu Betriebslandkarten (die lediglich ein Überblick auf die Betriebsstruktur ermöglichen). Es geht für uns vor allem darum, dass wir den Aufbau betrieblicher Gewerkschaftsstrukturen breitflächiger und systematischer angehen. Strukturtests verdienen erst den Namen, wenn eine „repräsentative“ Struktur im Betrieb überhaupt aufgebaut wird. Arbeitsstreiks werden wir auch durch eine solches Mapping besser nutzen können, um unsere Strukturen systematisch zu erweitern. Uns allen ist inzwischen klar: Die Entwicklung solch handlungs- und konfliktfähiger Strukturen ist eben die Voraussetzung dafür, dass unsere ver.di-Basis zukünftig noch stärker agieren kann als bisher. Wir werden dabei die Bildungsarbeit gezielter mitdenken, inklusive der gewerkschafts- und gesellschaftspolitischen Grundlagen für neue Aktive, die diese neuen Strukturen nachhaltig tragen sollen.

Wir merken auch, dass die Zeit gekommen ist, dass Kolleg*innen, die inzwischen erfolgreiche Anspracheaktionen umgesetzt haben, fit werden, um auch selbst Ansprachetrainings durchzuführen. Wir haben deswegen zusammen mit dem Bezirk Westfalen im Jahr 2023 ein Train-the-Trainer-Konzept entwickelt, das dies im Jahr 2024 – verbunden mit einer praxisnahen Begleitung – ermöglichen soll. Parallel dazu werden wir ein neues Werkzeug für Erschließung „1:1 für Aktive“ Ende des Jahres veröffentlichen, dass dabei auch weiterhelfen soll.

Wir werden die Bemühungen der Fachbereiche und Bezirke in NRW weiterhin vor allem mit praxisnaher Begleitung und Beratung unterstützen, aber auch mit Wissenstransfer, ob Austauschtreffen, Fachtagungen oder neue Werkzeuge für Erschließung. Wir werden ver.di-intern auch einen Ordner für alle Sekretär*innen verfügbar machen, indem sie eine umfangreiche Auswahl an Vorlagen und Praxisbeispielen haben, die ihre Erschließungsarbeit stärken sollen.

Unsere Sondierungsgespräche für 2024 mit Fachbereichen und Bezirken haben uns viel Mut gemacht. Da sind die Bemühungen, unsere Kollektivarbeit zu verbessern, deutlich. Es wird mehr und mehr Wert auf konsequente und strategische Schwerpunktsetzungen gelegt. Für 2024 ist uns auch wichtig, was unseren Liga-Aufstieg angeht, dass wir das Jahr gemeinsam nutzen, um uns besser als je auf die TRöD 2025 vorzubereiten, wo sich unsere ver.di Kolleg*innen aus den Dienststellen und Betrieben so ein ehrgeiziges Thema wie Arbeitszeit vorgenommen haben.

Während wir uns dem Jahr 2024 zuwenden, sind wir darauf fokussiert, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Unsere bisherigen Erfolge und Lernerfahrungen bilden die Basis für eine weiter transformierte Gewerkschaftsarbeit. Lasst uns unsere Kräfte bündeln, um nicht nur auf individueller, sondern vor allem auf der kollektiven Ebene eine Liga höher zu steigen. Glück auf!

Jeffrey, Birgit & Kim