Was hat Gesellschaftspolitik mit Erschließungsarbeit zu tun?

Ein Interview mit Bärbel Sumagang zum Austauschtreffen Erschließung

Hallo Bärbel, kannst du sagen, worum es beim letzten Austauschtreffen ging und was du dabei für deine Arbeit mitgenommen hast?

Bärbel: Beim letzten Austauschtreffen wurde Bezug auf die Gesellschaftspolitik und Erschließung genommen. Bis dahin hatte ich den Eindruck, dass Erschließungsarbeit immer nur mit Blick auf einen betrieblichen Konflikt bzw. im Rahmen einer Tarifrunde geführt wurde. Leider!

Was meinst du, inwiefern führt Erschließungsarbeit dazu, dass Beschäftigte gesellschaftspolitisch aktiv werden?

Bärbel: Wir als Gewerkschaft sind Teil der Gesellschaftspolitik. Wir verändern nicht nur die Arbeitsbedingungen, sondern nehmen dadurch auch Einfluss auf die Gesellschaft. Was ist Arbeit wert? Wie will der Mensch heute arbeiten und leben?

Was sind deiner Meinung nach Projekte oder Kampagnen von Gewerkschaften, die in die richtige Richtung gehen, was eine größere Rolle von gesellschaftspolitischen Themen angeht?

Bärbel: Große Schlagwörter für Kampagnen, die schon in der Gesellschaft angekommen sind, aber durchaus inhaltlich von uns mehr bedient werden müssten sind meiner Meinung nach Work-Life-Balance… Vater, Mutter, Kind oder wie lebt es sich heute? Wie wirken sich neue Beziehungsstrukturen auf die Arbeitswelt aus? Über die Hälfte der Mitglieder in ver.di sind Frauen, hier müsste eine Kampagne ansetzen. Wir sind die Gewerkschaft des Dienstleistungssektors. Mindestlohn, prekäre Beschäftigung sind große Themen! Rente! Klingt schnarchig ist aber brandheiß und ein echter „game-changer“, wenn man es anpackt.

Wenn du aus dem Treffen einen Appell in die Organisation geben solltest, wie würde dieser lauten?

Bärbel: Mega! Endlich! Gesellschaftspolitik und Erschließung sind die zwei Laufschuhe eines Paares mit der Gewerkschaft den Marathon „Veränderung der Gesellschaft“ bestreitet. Natürlich erschließen wir weiter am Konflikt und in Tarifrunden, aber wir brauchen ein übergeordnetes Konzept mit langfristiger Strategie, um auch Kolleg*innen über Gewerkschafts- und Gesellschaftspolitik für eine Mitgliedschaft zu gewinnen.